Einen Monat ist er jetzt hier, erst... oder schon? Manchmal fühlt es sich an, als wäre er schon immer hier gewesen.Bei anderen Dingen merkt man, das wir noch nicht das komplette Gleichgewicht gefunden haben.
Dadurch, dass es eigentlich so problemlos ist, wird es nur noch deutlicher (schiebt Hannah weg, die gerade ins netbook beisst). Ich versteh ihn einfach manchmal nicht. Er brummt wie ein Bär, aber immer auf die selbe Weise. Und ich versteh auch noch nicht, warum er wann brummt. Auch wie stark seine Bindung an mich ist, weiss ich nicht. Er folgt mir, läuft nicht weg, aber er sucht selten wirklich Sichtkontakt bewusst (es sei denn, es geht um Leckerli). Klebt er nur an mir, weil ich ihn zu tollen Sachen mitnehme? Auf der anderen Seite, er läuft ja auch immer zurück mit zum Auto. (kriegt ne Krise, weil die Katzen es mal wieder mit dem Anrufbeantworter aufnehmen, dauernd drücken sie irgendwelche Knöpfe, weil es dann redet oder piepst...).
Auch lässt er sich nicht wirklich rufen, wenn wir unterwegs sind... Er läuft nur einfach nicht weg. Aber ob ich nun was sage oder nicht, er reagiert nicht wirklich, wenn wir unterwegs sind. Guckt er sich das von den DAckeln ab? Aber die schauen wenigstens, wenn ich rufe. Auf der anderen Seite macht er Sitz, wenn ich den Finger hebe, oder hüpft irgendwo rauf, wenn ich will. Oder ist sofort da, wenn ich nur die Richtung wechsel. Na ja, er hatte ja 8 Jahre keinen wirklichen Kontakt zu irgendetwas, das vergisst man manchmal. Ich würde nur so gern wissen, woran ich bei ihm bin.
Ansonsten schaut er sich wirklich viel von den Dackeln ab, und natürlich nur das Schlechte. War er erst fast stumm, so rennt er nun auch kläffend zur Tür oder in den Garten, wenn er meint, ne Fliege hustet. Wenn er was will, kommt er und haut mich mit der Pfote, was bei den Lütten noch lustig ist, ist nicht wirklich drollig, wenn ich die ins Gesicht bekomme, wenn ich sitze. Und auch das Katzen-Hetzen muss nun nicht wirklich sein, aber toi-toi-toi... auch er hat sie noch nicht gefressen und sie dürfen auch bei ihm sitzen.
Nein, ich will nicht meckern, er fügt sich wirklich toll ein. Ich bin es nur nicht gewohnt, so viel raten zu müssen. Er spricht zwar hundisch, aber er hat einfach viele Defizite da. Er spielt nicht viel, auch nicht mit Grossen. Er versucht manchmal schon, mit den Dackeln zu spielen, aber es ist wirklich stressig für ihn, er bemüht sich so sehr, aber sie sind einfach zu klein. Oft sieht es aus, als wollte er sie packen, dann muss ich das runterrechnen auf Dackelgrösse, damit ich begreife, dass er genau das tut, was die Dackel auch tun, dass es nur wegen der Grösse so anders aussieht...
Da sollte man dann denken, dass er sich freut, mal mit Grossen rumzutoben, er begrüsst sie zwar, ist dann aber entweder bei den Dackeln oder bei mir. Immer noch hat es nur ein junger Rotti-Mix geschafft, wirklich mit ihm zu spielen. Und auch dann hat er sich immer mehr zu meinen Füssen zurückgezogen.
Er ist in einigen Dingen wie ein Welpe, sehr sehr neugierig, er entdeckt seine Welt. Er muss alles anschauen gehen, was manchmal echt nervt, wenn er abtobt, um sich ein Haus anzuschauen. Da nützt auch rufen nix, er geht schauen, und ist dann aber sofort wieder bei mir. Da müssen wir wirklich dran arbeiten, ich darf gar nicht daran denken, was passiert, wenn dann plötzlich jemand rauskommt, ich mein, wenn er die Leute dann anbellt, ist das schon schlimm genug, aber was, wenn er sie einfach beiseite drängt und erstmal das Haus drinnen inspizieren will...
Er muss eine Misshandlungsgeschichte haben, bei vielen Dingen zuckt er recht heftig und für ne Sekunde überlegt er, ob er sich ducken oder angreifen will. Ich bau das in unser Spiel rein, so dass er weiss, auch wenn ich einen Stock schwinge, oder mit den Füssen aufstampfe, oder drohend auf ihn zugeh, das ist alles nur Spass zwischen uns. Wirklich zähnefletschend habe ich ihn nur einmal gesehen jetzt, ich habe - er lag auf der Seite- seine Füsse genommen, Vorderpfoten in eine, Hinterpfoten in die andere Hand, als wollte ich ihn an denen hochnehmen. Dann ist aus. Also, Hinterteil, Pfoten, das mag er nicht, obwohl ich einzelne Pfoten jetzt durchaus schon zum Spielen haben darf.
Auf der einen Seite angenehm, auf der anderen Seite ein Problem ist, dass viele ihn für einen Golden Retriever halten... Es ist zwar nett, dass die Leute nicht ängstlich auf ihn reagieren, aber... sie grabbeln ihn eben auch einfach so an - Retriever=nett... mir bleibt immer noch das Herz stehen, obwohl er zu 90% nicht mal mehr bellt, wenn ihm Leute zu nah kommen. Bei Kindern nehm ich ihn immer noch zurück, ich weiss einfach nicht, ob er mit denen klarkommt.
Ich denke, den meisten würden unsere kleinen "Probleme" gar nicht auffallen. Es ist nur... durch das Leben mit dem grossen Rudel bin ich halt gewohnt, die kleinsten Dinge zu "lesen", und beim Waldi geht es nicht immer.
Lieg ich im Bett, legt er sich davor, er muss einfach dabei sein, aber auch wenn ich ihn einlade zu kuscheln und auf das Bett zu steigen, dann schaut er nicht mal auf... es sei denn, er will gerade. Dann hilft auch kein Befehl, es ist als würde er Befehle an sich sowieso nicht so wirklich kennen, es ist eher als würde er das als Option sehen, etwas was man freudig annehmen kann, oder auch nicht. Wenn ich aber auf dem Hundesofa sitze, dann MUSS er einfach da mit rauf und quetscht sich zwischen die Dackel.
tja, das Fazit nach einem Monat: ich bin sehr sehr glücklich mit ihm. Es ist schön, einen grossen Hund zu haben, oder besser, es ist schön, einen Hund zu haben, denn es ist doch ganz was anderes, als Dackel. Nicht nur die Grösse, obwohl die Grösse sehr sehr bequem ist. Ich habe immer gedacht, die kleinen Hunde werden verwöhnt, aber die Wahrheit ist, grosse Hunde kriegen viel mehr Streicheleinheiten und Leckerlis, einfach, weil sie so bequem zu erreichen sind. Nein, ich liebe meine Dackel, aber Dackel .... sind eben die Katzen unter den Hunden... und ein Hund wie der Waldwurzel - auch wenn er sein Leben lang das alles nicht gekannt hat - bemüht sich doch viel mehr, dass er gefällt. Was den Dacklers so ziemlich egal ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen